Begünstigte im Zeitablauf

Frühe Förderungen

Kinder, ehewillige Paare und verschämte Arme waren die ersten Begünstigten der Stiftung.

Jährlich sollten ursprünglich vier arme, fromme „notdürftige“ heiratswillige junge Paare je eine Aussteuer von 20 Gulden erhalten. Voraussetzung dafür war die „eheliche Abkunft von frommen und arbeitsamen Eltern“.


Studierfähige Dürkheimer Schüler, erhielten 20 Gulden über den Zeitraum von sieben Jahren. Die Voraussetzungen waren die gleichen, die auch für die jungen Ehepaare galten. Handelte man sittenwidrig, so konnten die Almosen entzogen werden.


53 junge Männer kann die VOS von 1667 bis 1877 aufweisen, denen sie ein Studium ermöglicht hat und aus denen angesehene Akademiker wurden. Die anfängliche Unterstützung betrug 20 Gulden. Später im 18. und 19. Jahrhundert stieg sie je nach verfügbarem Stiftungsvermögen bis auf 140 Gulden an. Dürkheims Akademikerquote war durch das Wirken der VOS sehr hoch und belegte bei der Förderung des akademischen Nachwuchses aus ärmeren Kreisen in der Pfalz einen Spitzenplatz.


Ein herausragendes Beispiel für die steile Karriere eines von der Stiftung geförderten jungen Mannes ist die von Georg Friedrich Dentzel. Geboren 1755 als Sohn eines Dürkheimer Bäckermeisters studierte er in Halle und Jena Theologie. Gefördert wurde er von der VOS mit jährlich 40 Gulden. Mit 21 Jahren machte er sein Schlussexamen und fand im gleichen Jahr in Landau eine Anstellung als Feldprediger im Regiment „Royal Deux-Ponts“. 1780 zog er mit der Truppe in den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und kehrte nach drei Jahren wieder zurück in die Landauer Garnison. Neun Jahre lang, bis zum Ausbruch der Französischen Revolution, war er Pfarrer an der Landauer Stiftskirche. Mit dem Ausbruch der Revolution wurde er zum Revolutionär, Politiker und später Abgeordneter im Pariser Nationalkonvent. Es begann für ihn eine militärische Laufbahn bis zum Oberst im Dienst Napoleons. Von diesem wurde er 1808 geadelt und durfte sich von nun an Georg Friedrich Baron Dentzel nennen. Unter dem Bourbonenkönig Ludwig XVIII. stieg er bis zum Feldmarschall auf, bevor er 1828 im Alter von 73 Jahren starb und auf dem Friedhof Notrê-Dame de Versailles begraben wurde. Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich, welche begabten und großen Persönlichkeiten die Stiftung hervorbrachte.

Veltenslied

Aus dem letzten Testament von 1529 geht unter anderem die Anweisung von Margreth Ostertag hervor, „Wecken“ zu backen und diese am Valentinstag an Bedürftige zu verschenken.


Im Laufe der Zeit wurde diese Tradition angepasst und die Brötchen an Grundschulkinder verteilt. Ein alter Brauch, der heute noch besteht. An jedem Valentinstag wird der sogenannte „Veltensweck“ nach dem Schulgottesdienst an die Kinder der vierten Grundschulklassen der Stadt Bad Dürkheim verteilt.


Veltensweck (Symbolfoto)

Förderungen und Zustiftungen in der Neuzeit

Schulen und Kindergärten

In mehr als 500 Jahren muss sich die Zielsetzung einer Stiftung natürlich dem veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umfeld anpassen. Heute können keine Gaben und Spenden mehr an „verschämte Arme“ gegeben werden, wenn diese Aufgabe vom Sozialstaat übernommen wird. Auch die Vergabe von Stipendien ist schwierig, da auch diese Aufgabe heute vom Staat durch das Bafög übernommen wird.


Nach wie vor aber ist der wesentliche Adressat der Stiftung die Jugend Bad Dürkheims. Die VOS unterstützt Dürkheimer Schulen und Kindergärten. Sie vergibt Preise für besondere Leistungen bei Abschlussfeiern. Sie hilft finanziell bei der Anschaffung von Lernmitteln in Form von Büchern, EDV-, Spiel- und Sportgeräten. Außerdem vergibt die VOS Zuschüsse für Schullandheimfahrten an Kinder sozialschwacher Familien.


Im Jahre 2022 wurde an die Stadt Bad Dürkheim für ihre Kindergärten und Einrichtungen ein Elektrofahrzeug für Essensausfahrten gespendet. Für die Valentin-Ostertag-Stiftung war diese Spendenübergabe eine ganz besondere, denn in den letzten 500 Jahren Stiftungsgeschichte gab es bisher keine höhere Stiftungsleistung.


Natürlich verteilt die Stiftung traditionell nach dem Schulgottesdienst im Gedenken an Valentin Ostertag jedes Jahr am 14. Februar den „Veltensweck“ an Grundschulkinder. Diese „zeitlos milde Gabe“ in Form eines „trockenen Wasserwecks“ ist heute immer noch beliebt.

Seniorenheim St. Maria

Die Stiftung ist momentan so ausgestattet, dass sie einen jährlichen Betrag von mehr als 20.000,-- Euro verteilen kann, ohne das aktuelle liquide Stiftungskapital aufzubrauchen.


Im Jahr 2006 gelang den „Sechsern“ eine Immobilien-Zustiftung. Diese Zustiftung ist auf eine testamentarische Verfügung des St. Johannesvereins aus den 70er Jahren zurückzuführen. Diese Immobilie ist für die nächsten 50 Jahre an das Seniorenheim „St. Maria“ „subventioniert verpachtet“.


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